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Echte Beziehungen sind ein faszinierendes Minenfeld. Die Grundidee klingt so einfach: Sei du selbst, setze Grenzen, hab Vertrauen. Klingt wie das emotionale Drei-Gänge-Menü der Selbsterkenntnis. Aber die Realität?

Du bist ein wandelndes Buffet aus Ängsten, alten Mustern und diesem peinlichen Bedürfnis, gemocht zu werden. Und während du da stehst, mit deinem selbst gebastelten “Ich-bin-authentisch”-Schild, fängst du an, in den Spiegel deiner Beziehungen zu starren – und Überraschung, da schaut dir meistens nicht Buddha zurück, sondern ein leicht gestresster Mensch, der sich fragt, ob er jetzt zu viel, zu wenig oder genau richtig ist.
Grenzen setzen, ja, das ist der feuchte Traum jedes Selbsthilfe-Ratgebers. Aber hier kommt der psychologische Twist: Viele setzen Grenzen nicht aus Selbstliebe, sondern aus Angst. Angst, wieder überrollt zu werden. Angst, sich selbst zu verlieren. Aber Grenzen ohne echtes Selbstvertrauen sind wie diese Klebeband-Absperrungen bei Festivals – sehen aus, als würden sie was verhindern, lassen sich aber easy durchbrechen. Erst wenn du dir selbst traust – nicht weil’s auf Pinterest steht, sondern weil du dich in deiner eigenen miesen Laune aushältst – erst dann sind deine Grenzen keine Wände, sondern so etwas wie liebevoll platzierte Gartenzäune. Die halten Hunde raus, lassen aber Sonnenstrahlen durch.
Und dann wäre da das Vertrauen. Dieses spröde Ding, das man angeblich „aufbauen“ soll. Klingt, als könnte man das in Bauklotz-Sessions erledigen. In Wirklichkeit ist Vertrauen eher so ein schüchterner Igel: Wenn du zu forsch ran gehst, klappt der sich ein. Vertrauen entsteht nicht, weil du beschließt, es jetzt mal zu haben, sondern weil du es wagst, auch mal daneben zu liegen und es trotzdem weiter versuchst. Und ja, du wirst verletzt. Mehrmals. Willkommen in der Champions League der emotionalen Reife.
Das schön Fiese ist: Echtheit heißt eben nicht, dass du immer „richtig“ bist. Es heißt nur, dass du deine innere Zirkusvorstellung mal runterfährst und akzeptierst, dass du manchmal auch der traurige Clown bist, der seinen Text vergessen hat. Und das ist okay. Solange du dir nicht selbst Applaus heuchelst.
Also: Echte Beziehungen? Die kommen nicht, weil du das perfekte Grenz-Management Excel-Sheet führst. Die kommen, wenn du dich mit deiner eigenen Uncoolness ein bisschen versöhnt hast.

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