Meine größte Fähigkeit
Nicht das bloße Hören von Worten – sondern echtes, präsentes Zuhören.
Im Augenblick
Ich glaube, viele meiner Klient:innen kommen zu mir, weil sie spüren, dass ich wirklich da bin. Dass ich nicht nur höre, was sie sagen, sondern auch sehe, wer sie sind. Diese Präsenz schafft eine besondere Energie im Raum. Sie fühlen sich wahrgenommen – nicht analysiert, nicht beurteilt, sondern wirklich gesehen.
Begegnung
Es ist, wirkt so, selten geworden, einem Menschen zu begegnen, der echt zuhört. Der nicht gleich antwortet, korrigiert, vergleicht oder lösen will. Ich glaube, das macht Gespräche und auch Sessions zwischen meinen Klient:innen und mir so angenehm – sie haben Tiefe, Wert und Echtheit.
Für manche bin ich – zumindest eine Zeit lang – so etwas wie ein Ersatz: für einen ehrlichen Freund, eine verlässliche Bezugsperson, manchmal sogar ein Elternteil. Wir wollen das, während dieser Arbeit, uns sehen, also uns zeigen. Weil ich mich währenddessen versuche, hinein zu versetzen und aus der Vorstellung einer Person heraus argumentiere. Nicht, weil ich diese Rollen spielen will, sondern weil ich ehrlich bin. Direkt, aber respektvoll. Ich sage, was ich sehe, was ich höre, was ich fühle – ohne Druck, aber mit Klarheit.
Und dann sollen die Klient:innen sagen, was sie denken oder fühlen. Und wir kommen auf ungenutzte Pfade und verkürzen dabei so manch einen Weg und wir verstehen, warum geschah, was wir vormals nicht verstanden haben. Wir sehen nach und nach, was sie vermissen, wonach sie sich sehnen, warum sie Schmerzen haben, manchmal im Chaos stecken, im Konflikt, anderen Vorwürfe machen, nicht lieben können, Angst vor Nähe oder Distanz haben etc.
Lachen
Und ja: Ich lache mit meinen Klient:innen. Auch – und gerade dann – wenn es ernst wird. Humor öffnet oft eine, nicht jede Tür, die vorher verschlossen war. Er bringt Leichtigkeit in das, was schwer scheint. Ich lache so gerne, wo meine Klient:innen lachen mögen. Ich mag auch ihre Stille.
Wirkliches Interesse (aka Nähe)
Ich stelle Fragen, weil ich wirklich interessiert bin. Nicht, weil ich Antworten brauche, sondern weil ich verstehen will. Und weil ich will, dass sie sich selber reden hören, hören, was sie denken über sich, und über andere. Manchmal muss ich fragen: „hast du gerade gehört, was du gesagt hast?“
Unsere Sehnsucht
Dieses ehrliche Interesse an ihrer Person spüren die Menschen. Ich glaube, viele Menschen sehnen sich zwar nach echtem Interesse, doch in der Arbeit mit diesen Menschen merkt man, dass sie es nicht gewohnt sind, wirkliches Interesse auszuhalten. Vielleicht, weil sich selten jemand so für sie interessiert hat. Ich meine das so wie ich es schreibe. Man kann deutlich sehen, wie uns das verletzt, wenn jemand desinteressiert ist. Wir geben das ganz oft nicht zu beziehungsweise haben es damals auch gar nicht mal gemerkt, als wir klein waren, Wir haben das alle schon erlebt. Dass wir jemanden liebten, der sich nicht für uns interessierte, uns nicht gesehen hat.
Kein Urteil. Vertrauen lernen.
Ich bin dabei neutral – kein Urteil, kein Besserwissen. Nur echtes Zuhören. Mit der Zeit merken sie, dass sie alles sagen dürfen, was in ihnen ist. Ohne Angst, falsch zu sein. Zu wenig zu sein. Mit der Zeit trainieren wir immer mehr Vertrauen und merken, wie überflüssig manchmal Kontrolle ist. Es ist lediglich gut kontrollieren zu können, wenn man es möchte. Aber wir müssen nicht haften an der Kontrolle. Nicht, wenn sie uns nicht gut tut oder etwas, das lebendig sein möchte limitiert.
Meine Mutter
Meine Mutter sagt oft: „Die meisten Menschen langweilen sich, weil kaum jemand wirklich zuhört. Weil kaum jemand sich wirklich interessiert.“
Ich glaube, sie hat recht. Und vielleicht ist genau das mein Beitrag: zuzuhören, wirklich da zu sein – und Menschen wieder spüren zu lassen, dass ihre Gedanken, ihre Gefühle und ihre Geschichte Bedeutung haben.
Viele erzählen mir Dinge, die sie sonst nie jemandem gesagt haben. Und das berührt mich jedes Mal. Sie erzählen es aber auch nur, weil wir gemeinsam einen Weg gehen, in dem viele Fragen auftauchen, um die erzählten Geschichten zu verstehen. Und diese Fragen tauchen nur auf, weil ich Interesse habe sie zu 100 % zu verstehen versuche. So können wir immer mehr Gründe für ein Muster, ein Verhalten, ein Schutzmechanismus oder das Leben selbst feststellen.
Ihr Feedback
Das Feedback ist oft ähnlich: „Ich fühle mich bei dir sicher.“
„Ich fühle mich nicht bewertet.“
„Ich konnte endlich sagen, was ich sonst nie ausspreche.“
Durch dieses Vertrauen lerne ich Menschen auf eine Weise kennen, wie sie sich selbst oft noch nie kennengelernt haben.
Zuhören ist für mich keine Technik. Es ist eine Haltung.
Eine Form von Loyalität – Menschen den Raum zu halten, den sie selbst oft nicht halten können.
Und genau darin liegt, denke ich, die Tiefe meiner Arbeit.
Marc

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