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Kurzfassung für die TikTok-Generation:
Schuld = Wer ist der Böse?
Verantwortung = Was kann ich tun?
Recht haben = Mein Ego auf Speed.

Schuld … in Beziehungen oft ein Thema. Muss das?
Natürlich muss das. Wie sonst sollte man sich gegenseitig subtil manipulieren und dann darüber schweigen, bis es später in einem passiv-aggressiven Streit explodiert?
Aber ernsthaft: Schuld ist in Beziehungen oft so präsent, weil Menschen gern in diesem moralischen Planschbecken schwimmen, wo man sich gegenseitig Verantwortung zuschiebt, statt gemeinsam über Bedürfnisse zu reden. Es ist viel einfacher zu sagen: „Du hast mich verletzt!“ als „Ich hab mich verletzt gefühlt und weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.“
Die meisten Leute verwechseln Schuld mit Verantwortung. Schuld macht dich falsch, Verantwortung macht dich handlungsfähig. Aber klar, lieber ein bisschen innere Gerichtsverhandlung spielen als echte Kommunikation, ne?
Schuld ist dieses uralte Werkzeug, das Menschen benutzen, um Ordnung im emotionalen Chaos zu schaffen. „Wenn jemand schuld ist, dann bin ich vielleicht nicht das Problem.“ Praktisch, oder? Leider ist es emotional ungefähr so hilfreich wie ein Hammer bei der Steuererklärung.
Verantwortung dagegen ist das reife, langweilige Geschwisterkind von Schuld. Es sagt: „Egal, wie wir hierhergekommen sind – ich schau mir an, was mein Anteil ist, und was ich tun kann, damit es besser wird.“ Aber Verantwortung ist nicht sexy. Sie macht keine Dramen, keine Tränen im Regen. Sie schreibt keine traurigen Tagebucheinträge. Sie wirkt halt einfach.
Dann gibt’s da noch den großen Star des Beziehungskabaretts: das Bedürfnis, recht zu haben. Es ist wie ein Haustier, das du nie wolltest, aber jeden Tag fütterst. Viele Menschen wollen lieber recht haben als verstanden werden. Weil verstanden zu werden bedeutet, sich zu zeigen.
Viele zeigen sich nicht, weil verstanden zu werden ein Risiko ist. Es heißt: Ich lege was auf den Tisch – meine Verletzlichkeit, meine Unsicherheit – und hoffe, dass du nicht einfach drüberläufst mit deinen eigenen Schuhen voller ungelöster Themen. Also lieber Rechthaben, lieber Schuld verteilen. Sicherer. Kalkulierbar. Nur leider auch: einsam.
Denn echte Verbindung entsteht nicht, wenn einer gewinnt, sondern wenn beide sich trauen, auf die Waffen zu verzichten. Keine Schuldzuweisungen, kein Pingpong mit Vorwürfen. Einfach: „Das bin ich. Das ist gerade in mir los. Und ich wünsch mir, dass du das siehst.“
Und plötzlich ist da nicht mehr „du gegen mich“, sondern „wir gegen das Problem“.
Ziemlich schick, oder? Fast wie Kommunikation auf Samtsohlen.
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