Selbsterkenntnis

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Herzlichen Glückwunsch. Du willst dich selbst neu kennenlernen. Also entweder war die erste Runde nicht so erfolgreich, oder du hast festgestellt, dass das vermeintliche “Ich” vielleicht eher die Summe fremder Erwartungen war, die du brav mit dir rumgeschleppt hast wie ein schlecht gefaltetes Origami-Tier. Zeit, den Papiermüll rauszubringen.

Wer bist du überhaupt? (Und warum bist du so anstrengend?)

Der Mensch liebt es, sich Etiketten aufzukleben – Student, Mutter, Manager, Veganer, Hobby-Schlagzeuger mit Commitment-Issues. Blöd nur: Das sind Rollen. Theaterstücke. Performance. Das Selbst, das jenseits davon existiert, ist oft ein ziemlich unangetasteter Rohbau, eingewickelt in Schichten von “Was werden die anderen denken?”

Die psychologische Grundlage: Nach Carl Rogers – dem chilligsten Therapeuten der Geschichte – entsteht echtes Wachstum erst, wenn wir aufhören, uns an äußeren Bewertungsmaßstäben festzuklammern. Dein “wahres Selbst” wird erst sichtbar, wenn du die Filter wegziehst. Spoiler: Das wahre Selbst ist kein glitzernder Superheld. Manchmal ist es einfach ein matschiges Etwas, das sich nach Ruhe und Pommes sehnt.

Philosophisch gesehen stehst du mitten im Spannungsfeld zwischen Essenz (wer du bist) und Existenz (was du daraus machst). Sartre würde dir hier ins Ohr grölen: “Du bist zur Freiheit verurteilt!” Heißt: Du bist derjenige, der entscheidet, was du sein willst – aber diese Freiheit ist manchmal gruselig. Sie ist ein offenes Feld, auf dem du frierend stehst und keine Wegweiser findest. Na ja, viel Spaß dabei.

Aber was bedeutet “sich selbst kennenlernen” wirklich?

Es bedeutet nicht, Instagram-Zitate zu lesen, sich Wein oder Chips reinzuknallen und dann zu sagen “Ich bin halt so.” Es ist ein Prozess, der nervt. Ein ständiges Infragestellen von:

Was will ich – wirklich? (Und nicht, was will mein Umfeld von mir?) Was fühle ich – ungefiltert? (Nicht: Was sollte ich fühlen, damit ich angenehm bleibe?) Was brauche ich – existenziell? (Nicht: Was brauche ich, um im Job nett zu lächeln?)

Der Selbstfindungsprozess ist kein hübscher Spaziergang im Sonnenuntergang.

Warum ist das so schwer?

Weil du ein soziales Tier bist, meine liebe Dschungelfreundin und mein lieber Dschungelfreund. Die Erwartungen deiner Familie, deines Jobs, deiner WhatsApp-Gruppe – all das sitzt in deinem Kopf wie ein Chor von eigentlich schlecht informierten Kommentatoren. Und du hörst ihnen ständig zu.

Außerdem trickst dein Hirn dich aus: Das Ego, diese eingebildete Instanz, möchte sich bestätigen. Es will lieber konsistent bleiben und die alte Geschichte weiterspielen – auch wenn du innerlich zusammenklappst wie ein Campingstuhl.

Die unbequeme Wahrheit: Du bist wandelbar.

Das Selbst ist kein stabiler Kristall. Es ist flüssig. Du änderst dich. Deine Bedürfnisse, deine Träume, deine Grenzen – alles bewegt sich. Wer sich “neu” kennenlernt, räumt ein, dass er gestern noch jemand anderes war. Das erfordert Mut. Und ein bisschen Demut. Also zwei Dinge, bei denen Menschen in der Regel lieber den Notausgang nehmen.

Fazit?

Dich selbst (neu) kennenzulernen ist kein Instagram-Post mit Sonnenuntergang. Es ist ein lebenslanger Prozess voller Frust, Widersprüche und gelegentlicher Aha-Momente, die dir das Gefühl geben, du hättest einen Cheat-Code gefunden – bis du ihn morgen wieder vergisst.

Es ist Arbeit. Es ist unbequem. Und ja, es ist wahrscheinlich das Einzige, was sich wirklich lohnt.

Kostenloses Kennenlerngespräch.

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