
Hunger auf Business-Skills
Fabian Tausch (20) hält die Schulbildung für wenig substanziell. Ihm zugfolge kann man Schulwissen nach Prüfungen vergessen – weil es ihm für die Komplexität der Praxis nutzlos erscheint. Um seinen Wissenshunger dennoch stillen zu können, interviewt Fabian Tausch heute Unternehmer. Neben Business-Skills die er erntet, erhält er beachtliche Aufmerksamkeit. Ein Interview.
Marc Alexander Holtz: Fabian, du dürftest heute ungefähr 20 Jahre alt sein. Du produzierst einen Podcast mit Namen Jungunternehmerpodcast. Was motiviert dich dazu?
Fabian Tausch: Nicht nur ungefähr, ich bin 20.
Puh, das ist ne verdammt gute Frage. Angefangen habe ich den Podcast, weil ich nicht wusste was ich da draußen alles machen kann, um mir meine Brötchen zu verdienen. Inzwischen hören sich die Folgen zwischen 2.000 und 4.500 Menschen an. Deswegen schaue ich, dass ich diesen Hörern maximalen Mehrwert bieten kann, auch wenn du mich da in so einer kleinen Sinnkrise erwischt, weil ich derzeit das komplette Konzept neu ausarbeite und dir darum nicht genau beantworten kann, was mich aktuell motiviert.
Marc: Welche Sinnkrise?
Fabian: Ich habe den Podcast ohne Konzept gestartet und habe bisher noch kein Konzept dahinter gepackt. Daher kommt das und daran muss ich jetzt ansetzen.
Marc: Ich dachte dein Konzept sei, die erfolgreichsten Unternehmer Deutschlands zu interviewen, um von ihnen zu lernen – Business-Skills, wie du es mal ausgedrückt hattest.
Fabian: Tatsächlich dachte ich das auch, aber das entspricht nicht mehr der Intention mit der Ich gestartet bin.
Zeigen wie man seine Brötchen verdienen kann, unabhängig von Studium oder Ausbildung
Marc: Was war denn die Intention?
Fabian: Zu zeigen wie man sich seine Brötchen verdienen kann, unabhängig von Studium oder Ausbildung.
Marc: Und von den “Besten” zu lernen. Hast du sie bekommen?
Fabian: Die “Besten” ist ja Definitionssache. Ich finde es beeindruckend mit Persönlichkeiten wie den Co-Foundern von FlixBus und AboutYou zu sprechen. Sind das jetzt die Besten? Ich weiß es nicht.
Marc: Vielleicht sind sie gut in ETWAS. Kannst du dir vom Podcast inzwischen Brötchen kaufen?
Fabian: Über den Podcast kommen erstaunlich viele B2B Anfragen: kurz gesagt, ja.
Schülern und Studenten eine geile Ausgangsposition verschaffen
Marc: Worin ist ein Fabian Tausch gut und worin will er besser werden?
Fabian: Derzeit bin ich gut im Bereich Podcasting, daraus folgt auch Content Marketing oder die Kompetenz für Online Marketing.
Besser werden möchte ich darin, Schülern und Studenten eine geile Ausgangsposition zu verschaffen, sodass sie sich nach ihrem Abschluss besser vorbereitet fühlen auf das Leben.
Marc: Was ist eine gute Ausgangsposition für das Leben?
Fabian: Nicht nur mit theoretischem Wissen aus einer Schule oder Uni entlassen zu werden und für mich viel wichtiger: Skills im Bereich Kommunikation. Wenn ich mich nicht selbst verkaufen könnte und schlecht wäre im reden, dann würde ich aktuell kein Geld verdienen.
Marc:Wie erklärst du dir den Erfolg deines Podcasts? Bis zu 4.500 Zuhörer pro Folge sind für einen deutschsprachigen Podcast nicht wenig. Ist es nur das Kommunizieren-können?
Fabian: Auf der einen Seite habe ich bestimmt einen Nerv getroffen, das entnehme ich den Nachrichten die ich erhalte. Ich glaube, es liegt auch an der Auswahl meiner Gäste.
Auf der anderen Seite haben die “großen” Podcasts circa 10.000 Hörer und Ausreißer gehen auf bis zu 50.000 Hörer pro Folge. Also ist die Definition von groß schwer zu verallgemeinern.
Wir leben in einer Zeit in der die Möglichkeiten unendlich sind, die Schulen uns aber nicht darüber aufklären.
Marc: Ich kann mir vorstellen, dass auch dein Alter auf den Erfolg einzahlt. Aber was ist das für ein Nerv den du zu treffen meinst?
Fabian: Naja, wir leben in einer Zeit in der die Möglichkeiten unendlich sind, die Schulen uns aber nicht darüber aufklären. Ich selbst bin mit Karrieredenken aufgewachsen und so gab es für mich erstmal nur das Studium bzw. die Karriere danach. Ich weiß genau wie es ist, wenn du nur an Karriere denkst und dich vor lauter Scheuklappen nicht umschaust. Wenn man aber merkt, dass auch kein Mitschüler weiß, wie man sonst Geld verdienen soll, dann war dasmein Proof-of-Concept für den Podcast.
Ich bin dran geblieben, habe meine Folgen geliefert auch wenn ich keine Lust hatte und habe immer neue Storys aus dem Hut gezaubert. Natürlich hilft es mir enorm, dass ich reden kann.
Marc: Wie erreicht man als Podcaster die Zielgruppe?
Fabian: Wenn ich einen neuen Podcast erstellen müsste würde ich folgendes immer beachten: Welches Problem möchtest du lösen? Wer ist dafür dein Ziel-Avatar? Beschreib diesen so genau wie möglich und schau, ob sich das mit dem Kernproblem deckt, das du lösen möchtest.
Dann überlegst du dir, ob du das selbst via Einzelfolgen oder Interviews lösen möchtest und beginnst aufzunehmen.
Beim Launch selbst sollten am 1. Tag 3 Folgen online gehen: Folge 1: Wer bin ich und was mache ich? Folge 2: Was kannst du von diesem Podcast erwarten? (Mehrwert kommunizieren!) Folge 3: Muss den vorher ausgemachten Mehrwert bringen.
Danach für 14 Tage alle 2 Tage eine Folge rausbringen, um dann erst in den gewünschten Rhythmus übergehen.
Ich habe das damals nicht so gemacht, weil ich keine Ahnung hatte wie das funktioniert. Dieses Rezept beweist sich regelmäßig auf iTunes und kann einen in sehr kurzer Zeit innerhalb der Charts nach oben katapultieren. Es hält neue Hörer direkt bei der Stange.
Marc: Und wie machst du deine eigenen Podcasts bekannt?
Fabian: Da habe ich eine Antwort für dich, die du nicht hören willst: Gar nicht. Das läuft alles über iTunes. Seitdem ich unzufrieden bin mit dem Konzept poste ich circa eine von zehn Folgen auf Social Media. Promotet habe ich sonst noch per Mail aber das auch schon Wochen nicht mehr.
Marc: Weil es sich inzwischen durch die Community alleine trägt?
Fabian: Weil genug Abonnenten von alleine hören.
Marc: Würde iTunes allein für einen neuen Podcast den jemand launcht reichen?
Fabian: Ja iTunes reicht. Das Beste Beispiel hier ist Sara von „No Time To Eat“, die in 3,5 Monaten 4 Wochen auf der 1 Overall stand und über 10.000 Hörer pro Folge hat.
Relevante Facebook Gruppen sind für mich der beste Hebel, wobei dennoch 80–90% des Traffics über den iTunes Feed kommt.
Ich möchte jeden zu mehr Eigenverantwortung für sein Leben begeistern.
Marc: Würdest du gerne mehr Menschen davon überzeugen oder dazu inspirieren, dass sie ihr Angestelltendasein verlassen?
Fabian: Ich würde nie sagen, dass Unternehmer sein für jeden etwas ist. Deswegen kann ich die Frage nicht eindeutig beantworten. Ich weiß es nicht, weil ich selbst erst am Anfang stehe.
Um das besser zu erklären: Ich möchte jeden zu mehr Eigenverantwortung für sein Leben begeistern. Ob er sich anstellen lässt oder Unternehmer wird ist mir dabei egal.
Begonnen hat alles als ich beschlossen habe, dass ich mehr vom Leben möchte und alles dafür zu geben bereit bin.
Marc: In einem Interview hast du mal vom eigenen Leben gestalten, “die beste Version der eigenen Person werden, das Leben selbst in die Hand nehmen”.
Fabian: Wichtig ist zu verstehen, dass wir das Leben selbst in der Hand haben. Je länger wir an einer Sache dran bleiben (die vielleicht nicht völlig aussichtslos ist), desto eher werden wir erfolgreich. Mir ist es ja auch nicht alles in den Schoß gefallen. Begonnen hat alles als ich beschlossen habe, dass ich mehr vom Leben möchte und alles dafür zu geben bereit bin.
Das wichtigste ist ein Mindset zu entwickeln, dass unsere Entscheidungen auch daran anpasst, was wir erreichen wollen. Ich möchte aber kein Chaka Motivationstrainer werden.
Marc: Du klingst ganz realistisch.
Was sind die letzten Dinge gewesen, die du Dank deines Podcasts von Unternehmern gelernt hast?
Fabian: Ich habe gemerkt, dass Geld für mich zweitrangig ist, wenn ich merke, dass ich an anderer Stelle mehr bewegen kann. Das hat mich nachdenklich gemacht und derzeit denke ich sehr viel darüber nach, wie ich etwas bewegen kann, gerade in meiner Generation.
Für mich hat aber Geld nur an Bedeutung verloren, weil ich derzeit sehr gut von dem leben kann, was der Podcast verursacht. Ohne hier zu stehen und zu schreiben: Läuft bei mir ich bin reich.
Marc: Wirst du weiter an das Podcastformat glauben?
Fabian: Definitiv. Ich glaube, wir sind noch lange nicht am Peak und jeder der sprechen kann und will, sollte schnellstmöglich einen starten.