Pando Ventures ist eine Starthilfe für Unternehmensgründungen. Der Early Stage-Accelerator unterstützt Gründerteams als strategischer Partner mit Analysen der Geschäftsideen, organisiert Marktbefragungen und Pitches beispielsweise vor Seed-Investoren. Zudem optimiert man den Bau “überlebensfähiger Produkte”. Enrico Jakob ist einer der Venture Developer bei Pando und erzählt im Interview von den Faktoren erfolgreicher Gründungen.
Marc Alexander Holtz: Pando ist Accelerator und Investor?
Enrico Jakob: Pando ist genauer gesagt ein Early-Stage-Accelerator. Wir arbeiten hands-on mit den Gründern von der Ideenfindung bis zur Validierung, der Finanzierung und noch darüber hinaus zusammen.
Da unser Geschäftsmodell ein Beteiligungsgeschäft ist, nehmen wir Anteile für unsere ‘Dienstleistung’. Grundsätzlich kann man Pando als langfristig strategischen Partner verstehen, der “darüber hinaus” bei der Skalierung und Expansion in die Märkte hilft.
Wir haben relativ schnell gemerkt, dass es nicht immer um eine langjährige Erfahrung gehen muss
Marc: Pando ist jung, eure Gründung nicht lang her. Wie steht es um Glaubwürdigkeit an einem Markt mit starkem Wettbewerb?
Enrico Jakob: Eine berechtigte Frage. Pando existiert knapp ein Jahr. Die Idee hinter Pando ist älter. Als wir zu Beginn 2017 unseren ersten Batch gestartet haben, wurden wir des Öfteren von Bewerbern gefragt “Welche Projekte habt ihr bisher betreut?” oder “In welchen Bereichen liegen eure Stärken und Erfahrungen?” Wir haben relativ schnell gemerkt, dass es nicht immer um eine langjährige Erfahrung gehen muss, sondern dass die Persönlichkeiten und das Entwicklungspotential wesentlich mehr im Vordergrund stehen, als nur die Erfahrung.
Marc: Wie kommen Startups mit euch zusammen? Was ist Voraussetzung?
Enrico Jakob: Erst einmal gibt es natürliche Anknüpfungspunkte für die Startups: Soziale Medien, Veranstaltungen, Presse, Vorträge oder eigene Events.
Eine Voraussetzung ist sicher der Faktor Zeit – ein potentieller Gründer sollte sich mindestens zu 80% nur auf sein Unternehmen fokussieren können.
Und wie angedeutet, zielen wir primär auf Persönlichkeiten ab. Ein Gründer muss uns von der Idee und dann vor allem von seiner Persönlichkeit überzeugen können.
Von seiner Idee überzeugt sein, aber nie von derselben geblendet
Marc: Beschreibst du mal eine Gründerpersönlichkeit wie sie euch “sympathisch” erscheint!
Enrico Jakob: Das ist schwierig auf den Punkt zu bringen, aber ich versuche es mal:
Zunächst muss ein Gründer die Fähigkeit besitzen sich selbst ständig zu hinterfragen, dennoch den Fokus nicht zu verlieren. Wer gründet sollte von seiner Idee überzeugt sein, aber nie von derselben geblendet. Ein Gründer sollte auch ein guter Leader sein und seinen Mitarbeitern Entfaltungsmöglichkeiten bieten.
Marc: Du sagst, ihr helft Gründern von der Ideenfindung an. Nach welchen Kriterien überprüft ihr eine Idee?
Enrico Jakob: Prinzipiell kann man bei keiner Idee zu Beginn sofort sagen, dass es eine disruptive und Markt verändernde Idee ist. Der Erfolg hängt von diversen Faktoren ab. Eine Idee ist für uns dann erstrebenswert, wenn mindestens einer von unserem Team ein potenzieller Kunde wäre, denn nur dann können wir selbst auch dafür brennen. Mögliche weitere Kriterien wären das Marktpotential, die Größe der Zielgruppe, Markteintrittsbarrieren, die Testbarkeit am Markt, die benötigten Kosten um ein Produkt zu entwickeln, etc.
Kill your Darlings!
Marc: Woran scheitern Geschäftsideen? Kann man das grundsätzlich sagen? Gibt es Häufigkeiten, Auffälligkeiten?
Enrico Jakob: Ja, es gibt meiner Meinung nach sehr klare Gründe. 1. Der Gründer ist zu visionär und will zu schnell zu viel verändern. Mein Tipp: Lieber klein anfangen und das erste Produkt (auch wenn man sich dafür schämt) einfach verkaufen und erste Umsätze erzielen. 2. ‘Kill your Darlings’ – der Gründer schafft es nicht seine Geschäftsidee zu hinterfragen und mit dem Kunden zu entwickeln, denn nur dann erreicht man es ein gefragtes Produkt zu entwickeln. 3. Die Geschäftsidee setzt auf einen Markt der schon zu groß ist oder das Wachstum sogar sinkt.
Es gibt natürlich weitere Gründe.
Die ersten Schritte stellen meist die Weichen für den Erfolg einer Geschäftsidee
Marc: Was, von der Idee zur Realisierung, sind deines Erachtens die zu gehenden Schritte und welche davon sind besonders zu betrachten, um den Erfolg sicherzustellen?
Enrico Jakob: Die ersten Schritte stellen meist die Weichen für den Erfolg einer Geschäftsidee. Zu Beginn sollte man seinen Markt bis in das letzte Detail genau kennen, also seine Mitbewerber, seine Kunden, seine Marktgröße, aber auch mögliche Limitierungen oder Risiken.
Im Anschluss daran, gilt es seine Geschäftsidee so aufzubereiten, dass sie für jedermann in einem Satz erklärt ist und damit geht man auf die Straße. Man versucht zu erfahren, wie der Kunde auf die Idee reagiert und welche Fragen gestellt werden.
Das ist der qualitative Test einer Idee. Um quantitativ zu testen, versucht man das ganze online abzubilden und dabei das Nutzerverhalten herauszufiltern. Das Schöne ist: heutzutage gibt es etliche Tools die solches Testen vereinfachen.
Das wäre der Plan für die ersten 2 Wochen.
Marc: Und die Folgewochen? Wie findet ihr mit den Teams nach der Ideenfindung, Validierung derselben, der Realisierung des Geschäftsmodells dann die ersten Kunden?
Enrico Jakob: Ich mache das mal an einem Beispiel fest. Einer der größten Erlebniskonzerne der Welt ‘airbnb’ hat sehr simpel begonnen. Sie sind von Haus zu Haus gegangen, um Anbieter für Apartments zu finden und diese Online anzubieten. Um nun die ersten Kunden zu generieren haben sie in Erfahrung gebracht, welche Veranstaltungen demnächst im Umkreis stattfinden und haben dann Kontakt zu den Besuchern dieser Veranstaltung aufgenommen, um ihnen die Appartements vorzuschlagen. Das Besondere hierbei: Es war bis dato noch keine Online Plattform nötig. Ähnlich gehen wir an viele (nicht an alle) Ideen heran: Wir versuchen offline mit einfachsten Mitteln erste Kunden zu generieren und deren Bedürfnisse zu analysieren.
Ein Geschäftsmodell darf niemals still stehen
Marc: Stellt ihr oft fest, dass ein angenommener Bedarf nicht der Bedarfslage am Markt entspricht und man Produkt oder Dienstleistung korrigieren muss?
Enrico Jakob: Ja definitiv! Häufig liegt es nichtmal am Produkt selbst, sondern an der Kundenansprache. Ein Geschäftsmodell darf niemals still stehen, sondern es muss sich mit dem Markt entwickeln.
Welche Bedeutung hat strategische Kommunikation für Startups?
Marc: A pro pos Kundenansprache: Welche Bedeutung hat strategische Kommunikation für Startups? Kann man damit zu früh beginnen? Wofür ist sie deiner Meinung nach hilfreich?
Enrico Jakob: Kommunikation als solche ist enorm wichtig, nicht nur nach außen, sondern auch nach innen. Wir bei Pando haben bereits zu Beginn die 5 wichtigsten Werte niedergeschrieben und bauen diese stetig in unsere Kommunikation nach innen und außen ein. Generell ist Kommunikation ein unglaublich wichtiges Tool um den Kunden auf die richtige Weise zum richtigen Zeitpunkt anzugehen. Je früher, desto besser!
Marc: Pando ist deine erste Gründung? Was würdest du deinem jüngeren Ich vor dem Hintergrund der gemachten Erfahrung heute raten?
Enrico Jakob: Meinem ‘jüngeren Ich’ würde ich einiges raten, aber die zwei wichtigsten Dinge sind “bleibe immer du selbst” und “habe eine eigene Meinung und bleibe dabei”. Es gibt so viele Meinungsgeber da draußen, was das Gründen nicht leichter macht. Eine eigene Meinung hilft eine einheitliche Linie zu fahren.
Ich halte nichts davon, dass Gründer 14 Stunden am Tag arbeiten müssen, um erfolgreich zu werden
Marc: Und die Work-Life-Balance? Wie siehst du als Gründer? Leidenschaft ist ein starker Energiespender aber Energiereserven sind endlich.
Enrico Jakob: Absolut. Ich halte gar nichts von der aktuellen Bewegung, dass Gründer 14 Stunden am Tag arbeiten müssen oder sogar sollten, um erfolgreich zu werden. Natürlich muss man immer 100% oder sogar 110% liefern, aber wenn man seinen Tag strukturiert einteilt, schafft man vieles wesentlich effizienter als man denkt. Wir bei Pando versuchen Gründern beizubringen, das Leben im Gleichgewicht zu halten und seinen Körper nicht zu vernachlässigen, denn das holt einen irgendwann ein und macht nicht glücklich.
Marc: Wie stehst du zu dem Hype, den das Thema Startups, Gründungen, Innovationen und Entrepreneurship aktuell erfährt? Hilft euch das?
Enrico Jakob: Ich muss ehrlich gestehen, dass ich dem aktuellen Hype etwas kritisch gegenüber stehe, denn das Wort ‘Startup’ ist zu einem leeren Schlagwort mutiert. Jeder möchte ein Startup gründen, aber beschäftigt sich nicht wirklich damit was dahinter steckt, denn wenn man ein erfolgreiches Unternehmen aufbauen möchte, dann hat man auch einiges an Verantwortung zu tragen.
Man sollte wissen was einen glücklich macht
Marc: Dann frage ich dich als Experte nach dem notwendigen Skill-Set, dass man benötigt um ein Unternehmen aufzubauen. Welche Expertise – neben der Gründerpersönlichkeit – empfiehlst du, die Gründer benötigen?
Enrico Jakob: Viele vergessen neben dem benötigten Know-How, auch Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Es gehört sehr viel mehr dazu ein Team von 50, 100 oder gar 200 Leuten zu leiten. Man sollte wissen was einen glücklich macht und in welchen Dingen man gut ist. Man sollte bewusst Dinge, in denen man nicht gut ist anderen Personen übertragen und sich auf seine Kernkompetenz konzentrieren.
Lust haben einen Teil der Welt positiv zu beeinflussen
Marc: Wer sollte sich bei Pando melden, wie würdest du das spontan formulieren – egal ob zukünftige Kunden, Partner, Mitarbeiter oder was auch immer dir in den Sinn kommt?
Enrico Jakob: Interessante Frage. Wir bei Pando sprechen unsere Interessensgruppen immer so an, als wären sie ein Teil unser eigenen, deshalb suchen wir wertetreue Rockstars die Lust haben einen Teil der Welt positiv zu beeinflussen und selbst Persönlichkeiten zu verändern und mitzureißen.
Marc: Enrico Jakob macht 1) Was bei Pando? 2) Warum macht er das? 3) Wie schafft er dabei seine eigene Work-Life-Balance?
Enrico Jakob: Ich beschäftige mich mit dem Venture Development, also betreue pro Halbjahr immer ein bis zwei Projekte. Darüber hinaus ist das Inbound Marketing (also Website, Markenauftritt und Entwicklung) mein Steckenpferd. 2) Ich liebe es mir neue Kompetenzen anzueignen und Marken zu erschaffen. 3) Nicht immer ganz leicht, aber den Tag strukturiert planen und sich auf die wesentlichen Dinge konzentrieren und dabei seine persönlichen Beziehungen nicht vernachlässigen.
Website Pando: http://pando-ventures.com/en/home/