Katrin Frische ist Historikerin und weiß welche Unternehmensgeschichte es wert ist an Kunden überliefert zu werden. Sie ist Expertin für Storytelling. Mit dem Handwerk einer Historikerin. Welche Geschichten begeistern und wie man sie findet, erzählt Katrin Frische mir “auf” Slack erzählt.
Marc Alexander Holtz: Ich wollte das Interview, da ich in meinen Beratungsgesprächen mit Gründern oft feststelle, dass es ihnen schwer fällt, ihre Unternehmensgeschichten spannend zu erzählen. Du bist auf das Storytelling fokussiert und hilfst hier professionell?
Katrin: Ja, so ist es! Das mache ich mit Leidenschaft seit nunmehr vier Jahren!
Marc: Wer nimmt diese Leistungen für sich in Anspruch und was sind dabei die größten Herausforderungen deiner Klienten?
Katrin: Es sind Unternehmen, die sich der Tatsache bewusst sind, dass eine gute Unternehmenskultur entscheidend über Erfolg oder Misserfolg ist.
Meinen Kunden geht es vor allem darum, ihre Werte, ihr Wofür und ihre Visionen erlebbar zu machen: für Mitarbeiter und solche, die es werden könnten, für Geschäftspartner, Investoren und nicht zuletzt für Kunden.
Unternehmenskultur heißt, sich seiner Werte, Visionen und Geschichten bewusst zu sein
Marc: Du meinst, die Unternehmenskultur ist damit eine Grundvoraussetzung, um am Markt seine Geschichte (erfolgreich) erzählen zu können?
Katrin: Ja, und Unternehmenskultur verstehe ich dabei nicht nur in dem Sinne von: “Freitags essen wir Sushi zusammen und an Weihnachten lassen wir es ordentlich krachen” Unternehmenskultur heißt für mich, sich seiner Werte, seiner Visionen und seiner Geschichten bewusst zu sein. Und hat ein Unternehmen das für sich klar bekommen, dann kann es seine Geschichte auch nach außen hin glaubhaft erzählen.
Marc: Und man muss heute viel erzählen, um Gehör zu finden. Wie steht es um Vision und Wertebewusstsein in heutiger Unternehmenskommunikation? Was nimmst du wahr?
Katrin: Ich stelle fest, dass diese beiden Faktoren eine immer größere Rolle spielen. Werte und Visionen geben Halt und Orientierung. Und sie stiften Sinn. Nach all dem sehnen sich Menschen in unserer schnelllebigen immer komplexer werdenden Welt.
Marc: Gerade Startups tun sich mit dem Thema oftmals zunächst sehr schwer. Was würdest du einem jungen Unternehmen hier raten?
Storytelling kann den Unterschied machen zwischen hinvegetieren und gedeihen
Katrin: Eine gute Geschichte ist das A und O gerade eines jungen Unternehmens.
Die richtige Story, an der richtigen Stelle erzählt, kann den Unterschied machen zwischen einer Organisation, die vor sich hin vegetiert, im schlimmsten Fall verdörrt, und einer, die gut gedeiht. Und dabei meine ich nicht “irgendeine” Geschichte. Sondern eine authentische Geschichte. Eine, die die Firma einzigartig macht. Die inspiriert, die mitreißt und die letzten Endes auch Einfluss auf strategische Entscheidungen hat. Eine solche Geschichte hat jedes Unternehmen.
Ich rate jungen Unternehmen, Zeit in diese Geschichte zu investieren. Das zahlt sich aus.
Simon Sinek hat ein Buch geschrieben: Start with Why. Damit leistet er dem Thema Storytelling Vorschub. Er stellt fest, dass Unternehmen, die nachhaltig erfolgreich sind, alle ihr “Wofür” kennen. Und dieses “Wofür” lässt sich am besten narrativ erarbeiten.
Marc: Zwei Fragen dazu: 1.) Du sagst, “die richtige Story am richtigen Ort”. Wie findet ein Unternehmen den “richtigen Ort”? 2.) Magst du “narrativ erarbeiten” für uns alle etwas konkretisieren — was darf man sich darunter vorstellen?
Katrin: Gern. Ich beginne mit Frage 2: Die “Narrative” ist die Geschichte, die wir erzählen. Ich möchte kurz erläutern, wie Storytelling, das nachhaltig erfolgreich ist, für mich funktioniert. Damit beziehe ich mich auf Marshall Ganz, Professor für “public narrative” an der Harvard’s Kennedy School of Government.
Um Menschen zu inspirieren und an das Unternehmen zu binden, hat er ein Raster entwickelt: Er baut Storytelling für Unternehmen auf drei Säulen auf: 1. Story of me, 2. Story of us, 3. Story of now. Dieses Raster habe ich etwas angepasst. Ich erarbeite mit meinen Kunden folgende Ebenen:
Story of me (Geschichte der Gründer: Warum haben wir gegründet? Was ist die Motivation dahinter, was die Gründungsumstände, das persönliche “Why”)
Story of us (wer sind wir heute? wie arbeiten wir zusammen? Was sind unsere Werte, was unsere Produkte, womit machen wir uns einzigartig?…)
Story of future (wo wollen wir hin?, Was sind unsere Visionen).
So funktioniert für mich nachhaltig erfolgreiches Storytelling. Daran schließt sich die Frage 2 an:
Storytelling ist Wir-Gefühl und Orientierung
Die richtige Story am richtigen Ort. Hat man seine Narrative gefunden, ist das schon ein riesiger Schritt für die interne Entwicklung von Unternehmen. Sie hilft, die Mannschaft zu inspirieren, das Wir-Gefühl zu stärken und gibt Orientierung. Dann geht es aber ja auch noch darum, diese Geschichten nach außen hin zu erzählen. Was für den Erfolg eines Unternehmens nicht minder relevant ist. Da kommst dann du ins Spiel.
Marc: Ja, du produzierst die kommunikative Munition und ich berate bei der Auswahl kommunikativer Waffen. Wenn man das mal brutal skizzieren darf. Eine Frage die aufkommt: Wo überall siehst du Storytelling verortet? In der PR? Im Marketing? Ist Storytelling im Content Marketing zuhause oder viel mehr eine wirksame Form von Image- und Unternehmenskommunikation?
Katrin: Für mich ist Storytelling eine Bewegung von innen nach außen, die letzten Endes alle von dir skizzierten Bereiche betrifft. Ich sehe Storytelling vor allem in der Organisationsentwicklung verortet, von dort aus im Marketing und in der PR
Storytelling: seine Geschichte immer wiederholen
Marc: Wenn man sein “Warum” auf den von dir beschrieben Ebenen erarbeitet hat, bleibt für mich die banale Frage: Wie oft habe ich zu kommunizieren was ich mache bzw. warum? Eine Frage die Startups in meinen Beratungen wiederholt stellen. Ich vermute es reicht nicht es einmal zu sagen 😉 Wie siehst du das?
Katrin: Da hast du recht! Nein, sicher muss man seine Geschichte immer wiederholen. Allerdings passiert das dann quasi automatisch. Hat man einmal seine Story gefunden, dann bestimmt das meiner Erfahrung nach die gesamte Kommunikation. Quasi automatisch benutzt man die “richtigen” Bilder, also die Bilder, die zu dieser Story passen.
Marc: Vielen Dank Katrin! Vielleicht habe nicht nur ich grade was gelernt. Ich hoffe wir sprechen uns weiterhin. Und vielleicht arbeiten wir mal zusammen. Erlaub mir eine letzte Frage: Wenn du dich kurz in der dritten Person beschreibst, was sollten wir wissen über dich?
Katrin: Puh, die schwerste Frage. Katrin ist Storytellerin aus Leidenschaft. Tiefgründig, Immer auf der Suche nach dem Sinn hinter den Dingen, dem, was Menschen antreibt und verbindet. Sie lebt glücklich mit ihren 3 Kindern in München und an der Ostsee.
Danke Marc, hat mir Spaß gemacht. Meld dich, wenn du noch etwas brauchst und vor allem, wenn du in München bist!
Marc: “(…) und an der Ostsee” — nochmal WOW! Das waren 60 Minuten. Danke für den schönen Start in den Tag. Ich wünsche dir dasselbe in München! Auf bald!
Katrins Website: frische-biografien.de